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Montag, 23. August 2010

von Christoph Waltz und dem Fernsehen in Grünstadt

(Petra mit Mann an der Schäferwarte bei 32° im Schatten)


Liebes Blogbuch,

krude Geschichten, die sich da abspielen. Christoph Waltz hat Photo Bestgen übernommen. Um ein Passphoto von mir schiessen zu lassen finde auch ich mich zur Neu-Eröffnung ein. Herr Waltz bittet mich auch sogleich um einen Gefallen: ich möchte ihm einen Anzug aus der Reinigung abholen. Allerdings binnen einer Stunde. Ich irre wie ein Bescheuerter durch unsere Stadt und komme erst nach einer Ewigkeit wieder ins Geschäft wofür er mich auch so der-mass-en zusammenscheisst, dass mir Hören und Sehen vergeht. Ich wache auf und sitze kerzengerade im Bett. Ich überlege, warum ausgerechnet der von mir geschätzte Waltz in meinem Traum auftauchte. Seinen letzten Film habe ich schon vor Monaten gesehen. Logischer erscheint mir da schon das stundenlange erbärmliche Umher Irren in Bergneustadt. Es ist Bergfest. Heute vor 3 Wochen habe ich meine heimatliche Metropole verlassen; vermutlich 3 weitere Wochen wird es bis zur Wiederkehr noch dauern. Es scheint die Baustellenproblematik mit ihren unzähligen Fahr-Verhinderungs-Massnahmen zu sein, die mich verfolgt. Da fällt mir ein, dass ich Petra mal eben anrufen könnte um mich nach dem Stand der Bauarbeiten in Bergneustadt zu erkundigen…. Und lasse es auch sofort wieder bleiben, da mir die Uhrzeit ins Auge springt: Mittwoch Morgen, fünf nach vier. Es scheint die Sorge vor dem neuen Tag zu sein, die mich so ein konfuses Zeug träumen lässt.

Mittwoch Vormittag: das Kochen war denn doch ein praller Erfolg. Wer sagt eigentlich, dass Männer per se nicht kochen können? War ich das? Ich wollte nicht verallgemeinern. Ich hatte das grosse Glück, eine Diätassistentin „an meiner Seite“ zu haben, die dem Unbeholfenen gut zur Hand ging. Mit Sicherheit kam mir mein freiwilliges Outing („Ich setz den Reis auf und deck den Tisch. Mehr kann ich nicht. Prost!“) zugute. Und selbst das habe ich verbraten. Oder wusste jemand, dass man beim Reis kochen die knapp doppelte Menge des Reis-Gewichtes vorher an Wasser in den Topf kippt? Kompliziert wurde auch der Umgang mit dem elektrischen Pürierstab für mich: „hier ist die Tomatensosse. Pürrieren Sie das bitte noch Herr Benninghaus“. Ich nehm also das Teil und führe es vorsichtig brummend von oben in den Topf… und PFFFRATSCH. Au, was sieht die Küche aus. Ein Grossteil der Tomatensosse klebt an Mikrowelle, Fliesen, Fenster, Handtüchern und einer Dunstabzugshaube. Neben mir steht, um grösstmögliche Selbstkontrolle bemüht, die Diätassistentin. An Ihrer linken Wange hängt ein dicker Tropfen Tomatensosse. Mit verschränkten Armen und vorwurfsvollem, leisem Tonfall sagt sie: „Haben Sie schon mal pürriert?“ „Ja“, sag ich, „Fertigpüree in kochende Milch eingerührt!“ Na, wenigstens lacht sie. Ich bin erleichtert. Mit Hammersprüchen wie „Die letzten Worte des Kochs beim Betreten der Küche: riecht es hier nach Gas?“ oder „die letzten Worte des Kochs: wirf mal das Messer rüber“ versuche ich meine Unfähigkeit zu überspielen Beim anschliessenden Verzehr unserer Werke sagt Michaela „Uii. Die Tomatensosse ist gut gewürzt“ und nimmt einen grossen Schluck Wasser. „Klar“ verteidige ich mich. „Pfeffer in rauhen Mengen würzt. Essen ist nichts für Kinder“.

Donnerstag ein prima Päckchen bekommen. Vom Büro. Werden wohl nicht zu klärende (Un-) Fälle meinerseits drin sein. Sehr unbefriedigend jetzt. Aaah. Nix Unfälle. Viele freundliche Briefe, Karten, Wünsche, Spielpläne, Zeitschriften (Sponge Bob, hihihi) , CDs, kleine Bücher. Nur die Dummen schicken einen Pups. Mal ehrlich: is‘ das nicht toll? Ich hab mich auf alle Fälle tierisch gefreut. Fetten, sorry: grossen Dank.

Am Freitag in einer Kleingruppe sollen wir uns gegenseitig (immer zu zweit) interviewen. Später in der Gesamtgruppe dann den bzw. die andere vorstellen. Im freien Reden. Meine Interviewpartnerin fängt erstmal an zu weinen. Ich biete ihr an jemand anderen zu interviewen. Bin etwas irritiert. Doch sie versichert mir, dass das nix mit mir zu tun hat. Ihre 1-jährige Tochter hat heute Morgen die ersten Laufschritte getan. Ihr Mann hat angerufen. Und sie war nicht dabei. OK. Das mag ich gerne verstehen. Nicht verstehen ‚tu‘ ich, dass ihre beiden älteren Jungs auf der Waldorf Schule sind. Ich verkneife mir Michels Waldorf Spruch „Guck mal. Ich kann meinen Namen schon tanzen!“. Nur nicht weinen.
Anschliessend verweigert sie vor der Gesamtgruppe allerdings ihr freies Reden. „Kann ich nicht“ sagt sie. Drill Instructor Weber will wissen, wieso, weshalb, warum. Gründe. „Will ich nicht akzeptier ich nicht“ sagt er; und stichelt weiter. Dann wird sie sauer und plappert und rechtfertigt sich. „Sehn Sie“ sagt Weber; „jetzt haben Sie über eine Minute frei gesprochen. Sie könne das. Sie dürfen nur nicht drüber nachdenken, dass andere zuhören!“ Gut der Mann.

Freitag Abend dann schliesslich der Gimmick mit dem Schlaflabor. In Grünstadt. Grünstadt: kennt das einer? Ich nicht. Klasse. Circa 25 Autominuten von Bad Dürkheim entfernt habe ich eine Taxifahrerin erwischt die sehr nett aber auch extremst schwatzhaft ist. Sie schwärmt mir von der Schönheit des Kosovo vor. Aber hier ist auch ganz nett. Wo ich herkommen? 60 km von Köln entfernt, bei Gummersbach. „Aaah. Gummersbach!“ sagt sie. Ich fahre fort: „Ja genau. Der VfL. Den kennt man halt!“ Sie: „Kenn ich nicht. Hab keine Ahnung vom Fussball.“ „Vom Handball denn?“ „Hahaha. Handball? Nee. Aber aus Gummersbach kommt diese schrille Nervensäge Helga von Sinnen!“ „Jau.“ Sag ich und drehe mich verschämt weg. Dass sie Hella heisst statt Helga verschweige ich. Peinlich genug, dass sie Oberberg mit dem Schreihals von Sinnen assoziiert.
Zuvor bin ich mit dummen Sprüchen ins Schlaflabor verabschiedet worden. Von wegen „die beobachte‘ Disch mit de Videogammera. Do musch‘ de Finger schö‘ über’de Deck‘ lasse! Hahaha!“ Ich hab andere Sorgen. Schlafen mit 50 Kabeln am Balg ist, glaube ich nicht so Bringer, Wird’s auch nicht. Zig mal wach gewesen; einmal auch noch fantasiert. Bis sechs in der Früh. Um halb Sieben musste ich raus aus dem Zimmer. Hab dann bis viertel nach neun vor dem Krankenhaus auf Petra und Stella gewartet. Super. Wenigstens waren die früher als vereinbart. Ergebnis am Montag, beim zweiten Test. Gut am Termin: in „meiner“ Klinik habe ich kein Fernsehen. Aber im Schlaflabor. So konnte ich Freitag Abend wenigstens das Bundesligaeröffnungsspiel Bayern-Wolfsburg sehen. Montag beim zweiten Termin dann das 2. Liga Spiel. Ich hab’s verbockt, der Herr hat’s gerichtet.

Am Wochenende war dann die Family da. Schöne Zeit. Höhepunkte am Samstag, ein fast 3-stündiger Spaziergang zum Römersteinbruch. Sehenswert. Danach Rückkehr zur Klinik. Vor uns 3 Feuerwehrwagen. Die biegen sogar in die Kurbrunnenstrasse ab. Die hal…ten …tat-säch-lich. VOR DER KLINIK. SCHREI!!!! Entpuppt sich aber als falscher Alarm. Bei Boden-Schleifarbeiten im Keller wurde durch den dort entstandenen Staub Feueralarm ausgelöst. Es hat über ne halbe Stunde gedauert, bis das scheussliche Geräusch abgeschaltet war. Aber nix kaputt.
Stella wird älter. Irgendwo zwischen Bibi Blockbsberg, Pferden und Lady Gaga angekommen. Petra empfiehlt mir das neue Lied von Lady Gaga. Stella auch. Stella hat auch irgendwann schon das Video gesehen. Dann sag ich“OK. Ich such mir mal das Video auf youtube raus!“ Daraufhin verlässt Stella das Zimmer. Was los ist, möchte ich wissen. „Ich wusste nicht, dass Du das Video jetzt guckst.“ „Ja und?“ „Das ist mir peinlich.“ „Warum?“ „Da ist auch Sex drin!“. Hmmmmmmmm. Da stimmt was nicht. Wann hat sie das denn gesehen??? In dem Alter habe ich Peter Alexander oder ‚Dalli Dalli‘ geguckt. Müssen wir mal checken.

Haben dann den Sonntag mit Gottesdienstbesuch, Toy Story 3 (formidabel) und Schlendern in Neustadt a. d. Weinstrasse abgeschlossen.

(Blick vom Römersteinbruch über Bad Dürkheim)

Und sonst: bin von der extrem behämmerten Nacht im Schlaflabor immer noch gerädert, in Neustadt/Weinstrasse gibt’s in einem Cafe ‚Pflaumenkuchen Kuchen‘ und Harald Schmidt hat dort 'ne Allianzvertretung, ich werde – strunz strunz und den-Bauch-pinsel- so’n bisschen zum Vorzeige Abnehmer und habe der Dame am Empfang den Kopierer wieder vom Papier entstaut. CD der letzten Tage ist das Album von Reinhard Mey (Mairegen). Er verarbeitet hier zum Teil den Wachkomazustand seines Sohnes Max. Berührt mich auch nach dem 20. mal hören.

Nacht.

GOTT ist gross

2 Kommentare:

  1. ...ich kann mich da auch an was "stark gewürztes" erinnern, ich glaube es war ein Chili... aber ich muss mich Verena's Zweifeln anschließen: Hatte Petra wirklich immer allein die ganze Arbeit bei der Kochrunde ? Vorschlag für's nächste mal: Kochrunde und DU kochst !
    Mach's gut und bleib stark und schlaf gut !

    P.S.: Achja die Tischdeko in der Kochrunde war aber trotrdem schön...

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