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Dienstag, 3. August 2010

Sackgesicht

Liebes Blogbuch,

ich habe Dir noch gar nichts von meinem ersten kleinen Streit in Bad Dürkheim erzählt. Letzten Dienstag, kurz nachdem ich Dir geschrieben habe, liess ich mich überreden, spontan an einer Wanderung teilzunehmen, obwohl dadurch mein abendlicher Schwimmtermin in Schwierigkeiten kommen konnte. Ich hatte mich in den Tagen zuvor gegen die kleine Wandergruppe gewehrt, weil ich dem üblichen Wandertempo nicht standhalten kann. Letztlich bin ich dann mitgegangen da mir versichert wurde, dass wir um 20.15 Uhr wieder zurück sind. Doch die Strecke nahm einen anderen Verlauf wie angekündigt. Etwa 1km vor dem Ziel sagte Mr. Sackgesicht, dass er jetzt vorläuft weil ER ja schliesslich schwimmen wollte wir es aber bis zum letztmöglichen "Eintritt" ins Klinikeigene Thermalbad nicht schaffen werden. Dann zeigt er auf mich und sagt „das hast Du von deinem verdammten Übergewicht! DU kommst nämlich jetzt zu spät!“ und läuft los. Eigentlich überlege ich Ihm einen Bruchstein ins Kreuz zu werfen, doch in seiner Drehung weg von mir, hin zum Ort, fällt ihm sein Zimmerschlüssel aus der Tasche ins Gras – ohne, dass er es merkt. Ich warte einen Moment und hebe dann den Schlüssel auf und gehe zügig gen Klinik, gehe auf mein Zimmer um die Schwimmsachen zu holen und bringe schliesslich dem verzweifelten Sackgesicht seinen Schlüssel. „Is‘ Dir aus der Tasche gefallen. Haste Glück gehabt, dass ich das sofort gesehen habe!“ Kein Kommentar. :-) :-) :-) Ich werde Gott dafür um Verzeihung bitten. Vielleicht.

Die letzten Tage sind unspektakulär. Ein Gerät, dass meinen Schlaf vermisst habe ich eine Nacht getragen. Schöner Mist. Die grauenvollste von vielen ätzenden Nächten. Bin ständig wach gewesen. . Hab‘ mich bei der Klinik für dieses Scharmützel gerächt und bei einem kleinen Solo Spaziergang Rast neben der Michaelskapelle gemacht – und bin eingeschlafen. Dadurch eine Gruppeneinheit verpasst. Abmahnung aber ausgeblieben. Und noch ne Schlacht gewonnen: die zuständige Ärztin ist davon überzeugt, dass meine Blutzuckerwerte zu hoch sind. Messergebnisse (7 / 11 und 15 Uhr): 112 / 105 / 120. Alles in Butter.

Das Bild im Blog oben wurde während unserer heutigen Adipositas Sportstunde aufgenommen. Ich hab mich anfangs ganz wakka (wie man seit der Fussball WM schreibt) geschlagen. Zum Ende glichen meine Laufversuche doch eher dem Versuch einem Ost-Linken die Demokratie beizubringen. Aber was tut man nicht alles. Will ja schliesslich abnehmen. Weg vom Elefanten - hin zu Balou, der ich mal war. Ein langfristig vielleicht realistisches
Ziel.
(Bild rechts: Seehofer, Angela und Schäuble (sitzend) in freudiger Erwartung die Regierungslast abgeben zu dürfen/ ARD Sonntagsfrage).

Das Frühstück ist gut. Sackgesicht (siehe Nachtrag oben) ist wichtig. Sehr eloquent in seiner Art und tut was 95% hier tun: badisch/pfälzisch reden. Von Beruf Aussendienstler mit wahrhaft grossem Wirkungskreis (bis nach Afrika). Redet viel und Wauwi Marius ist begeistert. Sackgesicht ist auch verzweifelt auf der Suche nach einer Frau. "Nach 12 Jahren wird's Zeit", sagt er. Wer also Vorschläge hat...
Ich kapsel mich ab und seh mich um. Am Tisch hinter mir wird gearbeitet. Geschlagene 2 Minute dauert es, bis dass der Wünschelkännchenmann eine Scheibe Käse auf die Brötchenhälfte gelegt und reingebissen hat. Klar, dass der kein Gewichtsproblem hat. Stark.

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Isch hob zerscht denkt, doss i denne Block auf badisch/pfälzisch schribbe du. Abba die Sproch geht mir'nzwische so uffn Sack, dass isch Eusch des net andue wollt'. In der Adipositas Gesprächsgruppe heut Morgen gab es deswegen etwas Gesprächsbedarf.
sie 1: Isch wääd von jedde Büffè a'lockt.
sie 2 (aus Koblenz): Was hast Du da gesagt?
sie 1: Na des isch von jedde Büffè a'lockt wääd.
sie 2: Das versteh ich nicht. Du musst schon hochdeutsch reden in der Gesprächsgruppe.
Sonst ist das Scheisse.
sie 1: Ah, hold die Fress' wenn's nua rummeggern willlls'.


Generell gereizte Stimmung hier. "Dass die Fetten Fahrstuhl fahren dürfen is' auch scheisse" beschwert sich eine hageres Jugendliche bei ihrer Freundin in meiner Gegenwart. "Haste Platzangst oder dass 'er' abstürzt?" frag ich. "Ne. Kotzt mich einfach an." "Dann beschwer Dich doch bei deinem Pflege-Zivi" sag ich und steig eine Etage früher aus. Die Wahrheit ist das eine. Der Stil, der Respekt das andere.

Die psychischen Problem
einerseits und all die Dicken auf Turkey andererseits sorgen für eine explosive Stimmung. Ziehe es daher vor mich heute vom Abendessen fernzuhalten und dies hier zu tippen. Gleich wird noch 30 Minuten getrampelt. Bloss nicht länger. Die Sportlehrerin hat's verboten. Infarktgefahr. Danach schwimmen gehen. Knochen entspannen und endlich etwas lesen. Hatte mir zu Beginn der Kur vorgenommen mal wieder ordentliche Literatur zu lesen. Das 11-Freunde Bundesligasonderheft liegt bereits auf dem Bett.

Entspannungstraining hat dafür viel besser funkioniert. Diesmal hab ich die Sitzposition gewählt. Die Entspannungstante hat mich nach 3 oder 4 Minuten geweckt weil ich zu laut geschnarcht hätte :-) Allerdings hat sie gelacht. Endlich mal was Hoffnungsbringendes.

Und sonst? Morgen kommt mich meine kleine Familie besuchen. Es wird besser. Es ist auch nötig. Die Nichtschwimmergruppe soll sich, ohne Anleiter, kommende Woche von Dienstag bis Sonntag allein arrangieren (sie sollten schon mal Krankenwagen bereitstellen); in Bad Dürkheim regiert eine Jamaika Koalition, ich habe seit fast 3 Stunden nichts mehr von Marius gehört; ein in mir gehegtes und zu verblassen drohendes Bild vom Weserufer in Wahmbeck soll mir als positive Alternative zum Fressanfall dienen; das Dürkheimer Wurstfest (seit 1417 und inzwischen grösstes Weinfest der Welt!) findet vom 10. - 20. September statt und ich stelle gerade fest, dass ich mein Handtuch in der Turnhalle habe liegen lassen.

So. Das war's. Nich' doll. Nich' gross. Nur so. Ich geh jetzt trampeln. Danach schwimmen.
Tschüss.


GOTT ist gross.
(im Bild: ich; mit schwarzhaariger Stella)














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